Insurance Monday: Digitalisierung & Versicherung
Willkommen zum #1 Podcast der Versicherungsbranche. Erhalte alle 2 Wochen spannende News und Interviews mit CEOs, Startups und Expert:innen aus der Branche.
Denn noch nie waren die Veränderungen der Digitalisierung so stark zu spüren. Banken und Versicherungen müssen sich mit Themen wie digitale Transformation, New Work, Disruption, Plattformen, InsurTechs und digitalen Geschäftsmodellen auseinandersetzen.
Mit Insurance Monday haben wir es uns zur persönlichen Aufgabe gemacht, alles Wissenswerte aus der Branche auf eine informative und unterhaltsame Art zu vermitteln. Unsere Hörer:innen profitieren von den Learnings und Tools erfolgreicher und inspiriender Macher:innen.
Unseren Abonnenten gefällt auch digital kompakt (Joel Kaczmarek), Doppelgänger Technik Talk (Philipp Glöckler, Philipp Klöckner), OMR (Philipp Westermeyer), Handelsblatt Disrupt, Finanzfluss, Gemischtes Hack (Felix Lobrecht) und Lanz & Precht.
Insurance Monday: Digitalisierung & Versicherung
inscom 2025: Wie Swiss Life mit AI und Unternehmenskultur den Wandel meistert
In dieser Ausgabe nehmen euch Host Alexander Bernert und Co-Host Sebastian Langrehr mit auf die msg inscom 2025, eine der wichtigsten Branchenveranstaltungen rund um das Motto „Creating the Future of Insurance“. Zu Gast ist Volker Schmidt, CTO von Swiss Life, ein echter Branchenkenner mit über 30 Jahren Erfahrung im Versicherungswesen.
Gemeinsam tauchen sie tief in die aktuellen Herausforderungen und Chancen der digitalen Transformation ein – und stellen sich insbesondere der Frage, warum es bei Künstlicher Intelligenz nicht nur um die Technologie selbst geht, sondern vor allem um deren erfolgreiche Einführung und Akzeptanz innerhalb von Unternehmen. Unter dem provokanten Titel seines Vortrags „AI ändert nichts, Adoption ist alles“ erläutert Volker, weshalb Führungskräfte und Mitarbeitende gleichermaßen gefragt sind, alte Prozesse grundlegend neu zu denken, statt nur Bestehendes zu digitalisieren.
Im Gespräch beleuchten die drei, was Branchenveranstaltungen wie die inscom bewirken, wie Swiss Life heute bereits an AI-Projekten arbeitet und worauf es bei echter Innovation in der Versicherungswelt wirklich ankommt – Stichwort Unternehmenskultur und Offenheit fürs Neue. Dazu gibt es persönliche Anekdoten, spontane Reaktionen auf die „Schnellen 5“ und Diskussionen zu Entwicklungen aus Vertrieb, Kundenkontakt und Mitarbeitermanagement.
Freut euch auf inspirierende Gedanken darüber, wie Versicherungen in den nächsten zehn Jahren aussehen könnten, was wirkliche Wettbewerbsvorteile ausmacht und warum manchmal ein einfaches „Warum nicht?“ Türen für die Zukunft öffnet. Viel Spaß beim Reinhören und Entdecken!
Schreibt uns gerne eine Nachricht!
Dieser Podcast wird von msg unterstützt. Die msg Gruppe ist führender Anbieter im Versicherungsmarkt für moderne Systemlösungen. Von Automation- über KI- und SAP- bis hin zu modernen Kommunikations- und Vertriebslösungen. Die msg bündelt moderne Technologien mit tiefem Branchen Know-How.
Folge uns auf unserer LinkedIn Unternehmensseite für weitere spannende Updates.
Unsere Website: https://www.insurancemondaypodcast.de/
Du möchtest Gast beim Insurance Monday Podcast sein? Schreibe uns unter info@insurancemondaypodcast.de und wir melden uns umgehend bei Dir.
Dieser Podcast wird von dean productions produziert.
Vielen Dank, dass Du unseren Podcast hörst!
Sebastian Langrehr [00:00:00]:
Hallo und herzlich willkommen zum Insurance Monday Podcast, kleingedrucktes aus der Finanz- und Versicherungswelt. Dein Podcast mit spannenden Insights und exklusiven Gästen aus der traditionellen und digitalen
Alexander Bernert [00:00:26]:
Finanzwelt. Herzlich willkommen zu 1 ganz besonderen Folge des Insurance Monday Podcast. Wir berichten exklusiv von der MSG INSCOM 2025 unter dem Motto Creating the Future of Insurance. Ich bin Sebastian Langreher und mit mir ist heute kein Geringerer als Volker Schmidt, CITO von Swiss Life. Volker ist ein erfahrener Insurance Manager und ist selbst Speaker auf der Inscom. Titel seines Vortrags, AI ändert nichts, Adoption ist alles. AI ist natürlich in aller Munde und wenn der CTO 1 der größten Versicherungskonzerne, die wir so haben, darüber spricht, lauschen wir natürlich gerne. Und ihr als Hörerinnen und Hörer des Insurance Monday Podcast hört gleich noch ein paar mehr Insights von Volker.
Alexander Bernert [00:01:10]:
Mit mir ist aus dem Insurance Monday Team Alexander Bernhard. Schön, dass du auch da bist. Volker, herzlich willkommen bei der MSG Inscomm Special-Folge. Stell dich und deinen Werdegang doch einmal bitte kurz vor.
Volker Schmidt [00:01:24]:
Erstmal danke, dass ich hier sein darf. Ich bin seit über 30 Jahren in der Versicherungsbranche. Ich habe den Sprung aus der Branche nie geschafft und mittlerweile habe ich es aufgegeben und muss auch ehrlich zugeben, dass mir die Branche sehr gut gefällt. Ich habe in den 90er Jahren meine Ausbildung zur Versicherungskaufmann bei der damaligen Kolonia Leben in Köln gestartet, dann danach gearbeitet, studiert und nach dem Studium bin ich kurz in die Beratungswelt ausgeflogen. Das war so der erste Versuch aus der Branche zu entfliehen, aber da ich nichts anderes konnte als Versicherungen, bin ich dann auf Versicherungsnah wieder eingesetzt worden und das hat mich dann auch in die Schweiz geführt, wo ich dann Station hatte bei der CSS-Versicherung, bei der Pax Lebensversicherung und jetzt seit zweieinhalb Jahren bei der Swiss Life bin.
Alexander Bernert [00:02:11]:
Sehr gut, vielen Dank. Und dann gleich noch als Einstiegsfrage, Was verbindest du mit MSG? Also seid ihr Kunde, seid ihr Partner oder werdet es gerade?
Volker Schmidt [00:02:20]:
Ja, persönlich arbeite ich schon mit der MSG sehr lange zusammen, eben auch in den verschiedenen beruflichen Stationen. MSG gehört ja irgendwie zur Versicherungswelt dazu mit ihren Produkten und Dienstleistungen, die sie anbieten. Wir arbeiten auch bei der Swisslife aktuell mit der MSG zusammen, weniger auf der Produktebene, sondern mehr auf der Serviceebene, wo wir von der MSG Unterstützung im Testing erfahren.
Alexander Bernert [00:02:43]:
Verstanden. Und was verbindest du mit der INSCOM, Also das wievielte Mal bist du schon dabei? Und was erwartest du in den nächsten 2 Tagen?
Volker Schmidt [00:02:52]:
Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass mein Kalender es nicht so zulässt, an vielen solchen Veranstaltungen teilzunehmen. Da ich diesmal als Redner eingeladen war, bin ich natürlich der Einladung gefolgt und ich bin tatsächlich das erste Mal an der INS kommen. Aber ich mag diese Branchenveranstaltung, weil man sich mit seinesgleichen austauschen kann. Es ist teilweise auch immer wieder sowas wie ein Klassentreffen, dass man alte Kollegen und Bekannten aus der Branche wieder trifft.
Alexander Bernert [00:03:17]:
Ja, perfekt und umso schöner, dass du den Weg zum Entschuldigungsmann der Podcast gefunden hast. Und apropos Branchenvernetzung, wir haben noch ein Format der schnellen 5, so dass wir dich noch ein bisschen besser kennenlernen können. Also wir fragen kurz, du antwortest bestenfalls kurz. Bist du bereit? Sehr gut. Karneval oder Oktoberfest?
Volker Schmidt [00:03:42]:
Ja, da ich aus Köln bin, ist es der Karneval.
Alexander Bernert [00:03:45]:
Verstanden. Der perfekte Sonntag, wie sieht der für dich aus? Zeitung am Frühstückstisch oder die News-App auf dem Handy? News-App auf dem Handy. Und das perfekte Gericht ist für dich die Veggie Bowl oder das Rib-Eye-Steak medium rare?
Volker Schmidt [00:04:00]:
Ich esse seit 5 Jahren kein Fleisch mehr, deswegen ist es die Veggie Bowl.
Alexander Bernert [00:04:04]:
Macht Sinn, macht Sinn. Energie kriegst du zurück bei Wandern in den Bergen oder Spazieren an der Küste?
Volker Schmidt [00:04:11]:
Ich wohne mehr oder weniger in den Bergen, deswegen definitiv am Meer.
Alexander Bernert [00:04:16]:
Verstanden. Die nächste Versicherung schließt du wahrscheinlich ab online oder im Büro an der Ecke?
Volker Schmidt [00:04:23]:
Das kommt darauf an, welche Versicherung es sich handelt. Ich habe beides in letzter Zeit gemacht.
Alexander Bernert [00:04:29]:
Okay, okay. Dann lass uns mal in deine Themen einsteigen. AI ändert gar nichts, Adoption ist alles. Das ist der Titel deines Vortrags und in deinem Vortrag geht es AI, klar, aber eben auch Adoption. Also woraus speist sich dabei dein Erfahrungsbericht? Seid ihr bei der Swiss Life schon bei der Einführung von AI-Programmen angekommen? Play or Purpose heißt es hier bei MSG. Woraus speist sich dein Erfahrungsbericht?
Volker Schmidt [00:04:57]:
Also zunächst muss ich mal sagen, Ich muss ein bisschen ausholen, wenn ich auf die letzten 50 Jahre Digitalisierung in der Versicherungsbranche zurückblicke und 30 Jahre davon habe ich auch selber mitbekommen, dann muss ich doch sagen, dass viele der Technologierevolutionen, die stattgefunden haben, nicht zuletzt auch beispielsweise das Internet, nicht so wahnsinnig viel in der Branche verändert haben. Die Art und Weise, wie wir heute Prozesse durchführen, wie wir das Versicherungsgeschäft gestalten, hat sich nicht fundamental verändert. Ich bin persönlich davon überzeugt, dass sich das mit AI definitiv ändern wird, weil diese Technologie, insbesondere GenAI, doch sehr stark in die gesamte Wertschöpfungskette der Versicherung eingreifen wird. Dennoch ist es erst mal nur eine neue Technologie und die muss auch adaptiert werden von Organisationen und wenn ich von Organisationen spreche von den Menschen. Und da wird es ganz, ganz entscheidend sein, einen großen Schwerpunkt drauf zu legen, nicht zu versuchen, nur mit AI Prozesse zu optimieren, wie das in der Vergangenheit mit neuen Technologien der Fall gewesen ist, sondern wirklich die Prozesse von Grund auf neu denken und sich zu überlegen, wie kann ich den gleichen Output oder Outcome aus dem Prozess erzielen, wenn ich es gänzlich anders mit der Unterstützung von GenAI mache.
Alexander Bernert [00:06:17]:
Jetzt wird ja der Begriff Adoption oft in verschiedenen Kontexten genutzt. Ist das aus deiner Sicht ein Thema bei den Mitarbeitenden? Ist es ein Thema im Vertrieb? Ist es ein Thema bei den Kunden? Wo steckt das Hauptthema dieser Adoption? Wo steckt die Herausforderung?
Volker Schmidt [00:06:36]:
Ich glaube, du hast gerade alle Bereiche genannt, wo die Herausforderung drin steckt und möchte es ein bisschen differenzieren. Ganz sicher ist ein wichtiger Teil der Adoption bei den Führungskräften auch. Die sind Vorbilder in der Transformation und in der Adaptierung neuer Technologien, aber natürlich auch bei den Mitarbeitenden. Und da ist es ganz, ganz wichtig, die Mitarbeitenden auch zu integrieren in diese Veränderung, denn die Mitarbeitenden wissen in der Regel am besten, wie ihr Prozess funktioniert und hätten auch die besten Potenziale, die Prozesse von Grund auf neu zu denken. Natürlich wird AI auch im Vertrieb eine große Rolle spielen, auch im persönlichen Vertrieb, natürlich auch im digitalen Vertrieb. Aber im persönlichen Vertrieb wird es wahrscheinlich möglich sein, mit AI sehr viele Aufgaben, die heute sehr stark administrativer und regulatorischer Natur sind. Und da ist der Vertriebler immer mehr mit konfrontiert, dass immer mehr Zeit dabei drauf geht, dass er gewisse Formulare ausfüllen muss, viele Abfragen machen muss. Und das wird mit Gen.AI wesentlich einfacher werden, sodass sich der Vertriebler oder die Vertrieblerin schlussendlich darauf fokussieren kann, woran was wirklich ankommt, das ist nämlich die Beziehung zum Kunden schlussendlich.
Volker Schmidt [00:07:52]:
Der Kunde selber, da wird AI natürlich auch einen Einfluss haben, nämlich die Financial Literacy oder die Insurance Literacy, die wird natürlich stark zunehmen. Das heißt, der Kunde oder die Kundin wird viel informierter sein, wenn sie oder er in das Verkaufsgespräch geht oder das Beratungsgespräch geht. Und darauf muss sich natürlich dann auch der Mitarbeitende im Außendienst wiederum darauf einstellen, dass hier natürlich eine wohlinformierte Person vor einem sitzt und man sich darauf entsprechend auch vorbereiten muss und das vor allen Dingen auch antizipieren muss. Und schlussendlich sind alle 3, wie soll man sagen, Arten von Menschen oder Kunde, Mitarbeiter, Gruppen von Menschen natürlich, werden natürlich die AI adaptieren. Manche schneller, manche weniger schnell.
Alexander Bernert [00:08:45]:
Das Thema mit den Kunden erinnert mich auch ein bisschen an das, was die Ärzte erzählen, dass dann jetzt immer mehr sehr gut informierte Leute in die Praxen kommen und vielleicht sogar mal ihre Laborergebnisse bei GPT hochgeladen haben und dann Hinweise auf manchmal schlimme Erkrankungen bekommen und dann entsprechend nervös sind. Jetzt ist natürlich andererseits Versicherung oft ein Thema, was gar nicht so emotional besetzt ist, wie ich bin krank und mein Körper fühlt sich nicht wohl. Wenig Leute freuen sich darauf, dass sie jetzt heute endlich, ich weiß nicht, ihre Kfz-Versicherung abschließen können. Na gut, vielleicht weil sie ihr Auto gekauft haben, dann darüber sozusagen die Freude. Aber kann es sein, dass aus deiner Sicht der Kunde AI sogar so stark adaptiert, dass er gar nicht mehr so groß in Kontakt mit den Versicherern und den Vermittlern ist, sondern dass das alles über die KI ziemlich läuft?
Volker Schmidt [00:09:37]:
Ja, persönlich glaube ich, dass Versicherungsprodukte immer noch Vertrauensprodukte sind und da spielt sowohl der Brand der Versicherung eine große Rolle, dass der Brandvertrauen ausstrahlt, aber auch der Mitarbeitende selbst.
Alexander Bernert [00:09:51]:
Und
Volker Schmidt [00:09:51]:
das hat dann auch wiederum viel mit Empathie zu tun. Ob das vollständig durch eine KI irgendwann einmal substituierbar ist, das wage ich noch zu bezweifeln. Aber es ist das Beispiel, was du mit dem Arzt genannt hast, vorher Dr. Google kontaktiert, jetzt dann Dr. Chet-GPT kontaktiert, führt eben dazu, dass natürlich der Arzt mit Informationen konfrontiert wird, die der Patient kennt. Und Es wird dem Versicherungsagenten nicht so wahnsinnig anders gehen. Also wenn es darum geht, eine 3a bei 1 Lebensversicherung beispielsweise abzuschließen für die Altersvorsorge, dann muss der Mitarbeitende natürlich davon ausgehen, dass der Kunde sich darüber informiert hat. Und das ist ja auch erstmal per se nicht verkehrt, einen informierten Kunden vor sich zu haben, genauso wie einen informierten Patienten, finde ich, macht es persönlich bereichender im Gespräch.
Alexander Bernert [00:10:45]:
Ja, spannend, wenn wir eben gerade noch mal das Beispiel mit den Ärzten und mit den Gesundheitsdaten von Patienten haben. Wir auf der einen Seite in Deutschland auf die Einführung der Patientenakte schauen und das Thema Datenschutz ganz groß geschrieben ist und wo anders eben Menschen sich nicht sozusagen zieren, Gesundheitsdaten bei Chatschipiti hochzuladen, sind wir genau beim Thema Adoption Management, oder? Das sollte doch die Adoption hochfahren. Meine Frage dreht sich genau darum nochmal. Also wir haben jetzt den Vorteil, wir sind hier zu dritt. Wir nehmen einen sehr dynamischen, fitten CTO 1 großen Konzerns wahr. Was ist denn deine Rolle bei Adoption Management? Also, bist du derjenige, der dann große Programme, die durchdekliniert bestenfalls jeden erfassen, mit abzusegnen und eher aus 1 Fachlichkeit und aus 1 Expertise heraus für Adoption sorgt? Oder bist du derjenige, der im All Hands womöglich auch aus dem täglichen eigenen Gebrauch von KI-Tools berichtet? Wie muss man sich deine Rolle dabei vorstellen, damit Adoption Management auch funktioniert.
Volker Schmidt [00:11:49]:
Es ist wiederum eine Mischung aus dem, was du richtigerweise gesagt hast. Zum einen ist natürlich meine Aufgabe, auch gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Geschäftsleitung, die Rahmenbedingungen und die Rahmenvoraussetzungen zu schaffen, dass überhaupt AI-Projekte möglich sind. Das fängt damit an, dass wir entsprechende Mitarbeiter haben, die AI-Engineering beherrschen, die AI-Requirements-Engineering machen können. Das ist ganz, ganz wichtig, dass die finanziellen Mittel auch dafür zur Verfügung stehen, dass die Infrastruktur dafür zur Verfügung steht, dass überhaupt so etwas geschehen kann. Also die Rahmenbedingungen schaffen ist natürlich ganz, ganz entscheidend. Dann ein wichtiger entscheidender Punkt ist Walk the Talk. Also nicht nur darüber reden, sondern auch selber machen. Und für uns in der Swiss Life ist es ganz, ganz wichtig, AI erlebbar zu machen.
Volker Schmidt [00:12:34]:
Wir machen relativ viele Hackathons, Brownbike Sessions, Learning Sessions, Mitarbeitenden und Führungskräfte mit zu involvieren, mit zu integrieren, selber auch an AI-Themen zu arbeiten, damit es viel nahbarer gemacht werden wird. Ich bin nicht so Fan davon, über Change-Programme das über die Organisation zu stülpen und fancy Präsentationen zu machen, was für einen fundamentalen Impact AI auf die Versicherungsbranche haben wird, sondern wirklich das Thema bottom-up erlebbar zu machen. Und das sind eigentlich meine Aufgaben im Kontext AI, mit denen ich mich persönlich beschäftige. Wir haben ganz viele Spezialisten, die das Thema viel viel besser beherrschen als ich Und daher bin ich eigentlich auch Teil der Adoption, nämlich auch ich verwende natürlich AI auch in meiner täglichen Arbeit.
Alexander Bernert [00:13:22]:
AI dominiert ja die Themen hier. Ich glaube, ich habe noch keinen Vortrag gehört, bei dem nicht irgendwie AI hier vorgekommen ist. Und ich erwarte es eigentlich auch nicht, dass das Wort nicht irgendwie immer vorkommt. Warum genau berichtest ihr, berichtest du bei der INSKomm darüber, welche Erwartungen habt ihr? Sei es dann in Bezug auf die Veranstaltung, was ihr da noch mitnehmen wollt, sei es, was ihr weitergeben wollt. Und vielleicht auch noch die Frage, ein bisschen, wenn du einen Zauberstab hättest und könntest etwas tun, damit AI die volle Kraft für die Branche entfalten kann. Was würdest du denn dann wegzaubern als Hindernis oder herzaubern als Fähigkeit?
Volker Schmidt [00:14:09]:
Ja, das ist eine sehr gute Frage. Wenn ich einen Zauberstab hätte, da würde ich mir vieles wünschen, vielleicht nicht nur im geschäftlichen Kontext. Ich glaube, es ist wichtig, ich würde mir wünschen, dass Prozesse von Grund auf neu gedacht werden. Dass man wegkommt, am bestehenden Prozess zu optimieren und sich zu überlegen, wie kann ich jetzt mit AI den Prozess noch weiter optimieren? Es gibt so den schönen Spruch, oder man hatte den analogen nicht so guten Prozess, dann hatte man den digitalen nicht so guten Prozess und nachher habe ich dann den intelligenten digitalen nicht so guten Prozess. Und was ich mir wünschen würde, wenn ich diesen Zauberstab hätte, das wäre wirklich, dass wir Prozesse von Grund auf verändern.
Alexander Bernert [00:14:55]:
Ein bisschen wie Henry Ford sagte, wenn er die Leute gefragt hätte, was sie wollen, schnellere Pferde. Nein, wir wollen jetzt das Auto, weil fundamental anders sozusagen. Wo siehst du dann das Potenzial für Wettbewerbsvorteile? Strategie, alte Definition aus meiner BCG-Zeit, ist das Erzeugen von nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen. Wie kann ich mit AI als Unternehmen solche nachhaltigen Wettbewerbsvorteile erzeugen? Weil jeder macht ja AI.
Volker Schmidt [00:15:25]:
Absolut. Und da habe ich es ganz mit Peter Drucker. Der sagte, Culture eats strategy for breakfast. Und es ist, glaube ich, genau der Punkt. Ich glaube, den Wettbewerbsvorteil aus AI wird man dadurch erzeugen, dass man die Kultur hat, die in der Lage ist, AI wirklich so zu adaptieren, damit es zum Wettbewerbsvorteil wird, weil die Technologie an sich ist Commodity.
Alexander Bernert [00:15:48]:
Verstanden. Ich will die eine Frage noch mal aufgreifen von eben. Also warum stellt sich sozusagen eine Swiss Life bei der INSCOM diesen Fragen und zeigt sich ja auch und macht transparent, was ihr macht. Was sind eure Erwartungen an dann eben so einen Austausch und worauf arbeitet ihr hin als SwissLive? Also wo steht ihr als Beispiel in 10 Jahren?
Volker Schmidt [00:16:12]:
Im Kontext AR werde ich die Frage nicht beantworten können, weil ich es wirklich nicht weiß. Also wenn ich hell sehen könnte, dann wäre das schön, aber dann würde ich wahrscheinlich nicht bei der Swiss Live arbeiten. Deswegen ist sie schwer zu beantworten. Aber warum halte ich ein Referat bei der Inscom? Und ich habe ein paar provokative Thesen aufgestellt und es ist dann ganz interessant, insbesondere im Nachgang auch von den Teilnehmenden zu hören, was sie über diese Thesen denken, weil diese Thesen haben ja keinen Anspruch auf Richtigkeit. Und es provoziert, es regt an zum Denken Und diese Interaktion ist schlussendlich der Wert auch solcher Konferenzen. Es ist weniger, die einzelnen Vorträge anzuhören, als die Interaktionen, die auch aus diesen Vorträgen entstehen und die Zeit dann zum Netzwerken und sich auszutauschen. Und es ist auch immer wieder schön zu sehen, wenn man sich mit den Kollegen und Kollegen der anderen Versicherer austauscht, dass es ihnen ja in großen Teilen auch ganz ähnlich geht.
Alexander Bernert [00:17:08]:
Wenn wir in die Zukunft gucken, es gibt ja den schönen Satz, habe ich in einem Vortrag mal aufgeschnappt, das Navigationssystem ist dem Kartenlesen sein Tod. Sind die KI-Werkzeuge ein bisschen dem strukturierten Denken zusammenfassen oder auch Schreiben von längeren Texten sein Tod? Es gibt ja interessante MIT-Studie, dass die Leute anders und weniger denken, jetzt wenn sie Chats GPT einsetzen und so weiter. Sprich, ist das ganze Thema Adoption vielleicht auch einfach eine Notwendigkeit, weil in ein paar Jahren dann neue Leute kommen, die ohne KI gar nicht mehr so richtig voll arbeiten können, wie man das heute gewöhnt ist.
Volker Schmidt [00:17:47]:
Ich bin immer skeptisch, was diese Aussagen angeht, weil mit jeder Veränderung in der Gesellschaft wurde irgendetwas totgesagt. Es gibt ein schönes Beispiel, als der Walkman von Sony aufkam und alle Kopfhörer getragen haben. Da wurde ein Gesellschaftsbild gezeichnet, dass alle nur noch wie Zombies durch die Straßen laufen und keine Aufmerksamkeit für irgendetwas anderes haben. Gleiches war, als der Fernseher die breiten Gesellschaftsschichten erreicht haben. Das gesellschaftliche Leben ist tot. Es wird jeder nur noch in diese Glotze schauen. Und beides ist nicht eingetreten in der Form. Natürlich hat sich die Gesellschaft verändert, aber ich glaube auch nicht, dass AI dazu führt, dass irgendwelche Extremszenarien entstehen, sondern es wird sich in die Gesellschaft einfügen.
Volker Schmidt [00:18:34]:
Und wenn der Mensch irgendwas in seiner Evolutionsgeschichte bewiesen hat, ist, dass der Mensch eigentlich sehr, sehr anpassungsfähig an neue Umstände ist, an neue Gegebenheiten ist. Und ich glaube, das AI wird natürlich einen Einfluss haben auf die Gesellschaft, wird einen Einfluss haben auf das Individuum, aber es wird nicht dazu führen, dass das strukturierte Denken stirbt, respektive solche extremen Szenarien eintreten.
Alexander Bernert [00:18:58]:
Und was schätzt du dann, wie sieht die Versicherungsbranche in 10 oder 20 Jahren aus. Ich meine Versicherung ist ja ein uraltes Geschäft. Im Kodex Hammurabi steht ja schon was über Risikoteilung. Also und Diversifikation kannten wahrscheinlich schon die Jäger und Sammler in den 100000 Jahren davor. Insofern wirklich alt. Aber und du hattest andererseits gesagt, KI wird wirklich fundamental Dinge ändern. Was glaubst du, das ist jetzt der Blick in die Glaskugel und ausgesprochen schwierig, aber gerade mit provokanten Thesen ja von dir wunderbar zu unterfüttern. Was glaubst du, wie sieht denn die Branche in 10 oder 20 Jahren aus?
Volker Schmidt [00:19:38]:
Das kommt wirklich, wirklich, wirklich darauf an, wie man es betrachtet. Es ist ein Vortrag, es ist eine schöne Aussage gewesen zum Kontext AI, die USA innoviert, China kopiert und Europa reguliert. Und natürlich hat der Regulator schon auch einen großen Einfluss, wenn man 10 Jahre in die Zukunft blickt, wie stark kann AI einen Einfluss haben auf die Art und Weise, wie wir das Versicherungsgeschäft betreiben. Ich gehe aber davon aus, dass sich diese stark verändern wird. In 10 Jahren kann man sich alles schlussendlich vorstellen, vor allen Dingen, wenn man im Kontext AI die Geschwindigkeit anschaut, mit der sich aktuell die Modelle verändern. Also das sind nicht mehr Zyklen von Jahren, das sind Zyklen von Monaten, wenn nicht gar Wochen, wo sich Modelle in eine neue Richtung entwickeln und fundamental viel mehr Kraft entfalten. Ich glaube nicht, dass die Gleichgeschwindigkeit danach auf die Versicherung zurückschlagen wird, Aber ich denke, dass es schon wesentlich effizienter, automatisierter vonstatten geht. Ich glaube, das ist eine große Chance für die Versicherungsbranche, weil wir dann doch das Thema Fachkräftemangel haben.
Volker Schmidt [00:20:47]:
Wir haben das Thema der Pensionierungen, die jetzt anstehen von Mitarbeitenden, die sehr, sehr viel Wissen haben. Und ich glaube, hier wird er ja auch eine große Chance sein, das wirklich zu kompensieren und die Dinge dann auch anders, also dieses Wissen, anders zu verwalten, als es heute über einzelne Personen geschieht.
Alexander Bernert [00:21:04]:
Super, vielen Dank. Sehr spannend. Es hat ein bisschen gedauert, dass wir dich in den Insurance-Monday-Podcast einladen konnten, beziehungsweise du erschienen bist. Umso glücklicher sind wir, dass wir dich jetzt hier haben. Und wir kommen im Prinzip auch schon an das Ende unserer heutigen Folge. Wir schließen immer mit den famous last words. Das heißt sozusagen, welche Phrase aus deinem beruflichen Alltag ist dir immer mal wieder untergekommen, bei der du denkst, Das kannst du nicht mehr hören auf dem Weg der Umsetzung deiner Ziele. Oder ganz anders, ganz positiv, welche Phrase hörst du und du würdest dir wünschen, dass wir sie häufiger hören, gerne mal in Bezug auf neue Themen KI bzw.
Alexander Bernert [00:21:45]:
Dann Adoption Management. Also wie kann es gelingen und welche Phrase hörst du, die du entweder nicht mehr hören kannst, die wir abstellen sollten oder die wir viel viel öfter sagen und hören sollten.
Volker Schmidt [00:21:54]:
Eigentlich ist es weniger eine Phrase als mehr 2 Wörter, die ich weniger hören möchte und 2 Wörter, die ich gern häufiger dem Kontext hören würde. Was ich weniger hören möchte ist ja, aber. Und was ich mehr hören möchte, das ist warum nicht.
Alexander Bernert [00:22:13]:
Sehr cool, das ist ein perfektes Schlusswort. Vielen Dank lieber Volker, vielen Dank Alexander für den spannenden Austausch und wie immer gilt, wenn euch diese Folge gefallen hat, noch einmal schöne Grüße an Dominik. 1, 2, 3. Vielen Dank Volker, vielen Dank Alexander für den spannenden Austausch Und wie immer gilt, wenn euch diese Folge gefallen hat, liked, bewertet, teilt und hört wieder rein nächsten Montag bei Insurance Monday. SWR 2021