Insurance Monday: Digitalisierung & Versicherung

Die Zukunft der Versicherer: Plattformen, Cloud und digitale Resilienz

Insurance Monday / Jochen Gärtner Episode 110

Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Insurance Monday. Heute tauchen wir in die digitale Transformation der Versicherungsbranche ein und sprechen über den Wandel von Legacy-Systemen hin zu offenen Plattformen. 

Dazu haben wir einen ganz besonderen Gast: Jochen Gärtner von SAP Fioneer, der seit über zehn Jahren in der Versicherungsberatung tätig ist.

Jochen teilt mit uns seine Einblicke in die Cloud-Technologien, die erhebliche Auswirkungen auf die Branche haben. Von der Flexibilität und Geschwindigkeit durch Cloud-Lösungen über regulatorische Herausforderungen bis hin zu den Vorteilen von KI und digitalen Plattformen – wir decken alle wesentlichen Aspekte ab. 

Erfahrt, warum Stillstand keine Option ist und wie Versicherer den Schritt in die Cloud erfolgreich meistern können. Lasst euch diese spannende Diskussion nicht entgehen und bleibt dran!

Schreibt uns gerne eine Nachricht!

Folge uns auf unserer LinkedIn Unternehmensseite für weitere spannende Updates.

Unsere Website: https://www.insurancemondaypodcast.de/

Du möchtest Gast beim Insurance Monday Podcast sein? Schreibe uns unter info@insurancemondaypodcast.de und wir melden uns umgehend bei Dir.

Dieser Podcast wird von dean productions produziert.

Vielen Dank, dass Du unseren Podcast hörst!

Dominik Badarne [00:00:00]:
Hallo und herzlich willkommen zum Insurance Monday Podcast, kleingedrucktes aus der Finanz- und Versicherungswelt. Dein Podcast mit spannenden Insights und exklusiven Gästen aus der traditionellen und digitalen Finanzwelt.

Julius Kretz [00:00:26]:
Ein herzliches Hallo zu einer neuen Folge des Insurance Monday Podcasts. Heute mit dem Thema Cloud Power. Transformation von Legacy Systemen zu offenen Plattformen in der Versicherungsbranche. In einem White Paper von SAP Firenze heißt es, die Versicherungsbranche steckt mitten in einer digitalen Revolution. In den nächsten fünf Jahren werden wir erleben, wie sich Versicherer neu erfinden müssen, die anspruchsvolle nächste Generation von digitalen Verbrauchern zu bedienen. Und außerdem wird gewarnt, Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit und Legacy-Systeme könnten zur unüberwindbaren Hürde werden. Plattformen sollen bis 2025 bereits 30 Prozent der globalen Umsätze ausmachen. Da reicht es nicht mehr Risiken zu managen.

Julius Kretz [00:01:16]:
Es braucht eine nahtlose Integration in die Lebenswelt der Kunden. Digitale Transformation, Legacy Systeme auf dem Prüfstand. Doch wie weit ist die Branche tatsächlich bei der Umstellung, zum Beispiel auf die Cloud? Welche Hindernisse gibt es und wie können sie überwunden werden? Und welche Chancen eröffnen sich durch die Nutzung der Cloud und offener Plattformen? Und damit möchte ich unseren heutigen Gast Jochen Gärtner von SAP Fionnier herzlich willkommen heißen. Schön, dass du da bist. Ich bin Julius und mit mir heute aus dem Insurance Monday Team dabei Alexander Bernhard. Und jetzt zu dir lieber Jochen, stell dich und deinen Werdegang doch bitte kurz vor.

Jochen Gärtner [00:01:57]:
Hi zusammen, danke für die Einladung. Ich bin der Jochen, ich bin 42, 43 Jahre alt, mittlerweile sogar verheiratet und habe zwei Kinder im Grundschulalter und bin wohnhaft im schönen Heilbronn. Der eine oder andere wird es kennen vom Vorbeifahren. Was viele vielleicht noch nicht wissen, Heilbronn hat die große Ambition zur KI-Hauptstadt Europas zu werden. Passiert total viel hier, ist ein super, super spannendes Umfeld. Ja, wie bin ich selber zu dem schönen Thema der Versicherung gekommen? Über meine große Leidenschaft der Mathematik, die ich auch studiert habe und habe mich da lange mit so wunderbaren Themen wie der Algebraischen Zahlentheorie auseinandergesetzt. Also das ist total spannend und das sind genau die Bereiche der Mathematik, für die man eigentlich nicht so richtig weiß, wofür man sie anwenden kann. Und war dann irgendwann nach der Promotion dann an dem Punkt zu überlegen, was mache ich denn eigentlich und bin dann nicht den Weg gegangen, den viele meiner Kommilitonen gegangen sind, direkt in Richtung Versicherung, also diesen klassischen Weg des Aktuariats.

Jochen Gärtner [00:03:01]:
Das war mir ein Stück weit zu trocken. Ich hoffe, ich trete da jetzt eurem Publikum nicht zu nahe und habe da eine ganz gute Möglichkeit gefunden, das zu verbinden mit meiner anderen Leidenschaft, mit der Technik, mit der IT und bin dann eigentlich eingestiegen, in das Geschäft Transformationen zu begleiten für Finanzdienstleister und bin seit über zehn Jahren beinahe ausschließlich für Versicherer unterwegs, global auf dem Weg in die digitale Zukunft. Das mache ich, du hast es eingangs erwähnt, bei SAP Fionia. Vielleicht zwei Sätze, wer sind wir? Wir haben SAP im Namen, wir sind auch aus SAP hervorgegangen, wir sind ein Joint Venture und wir sind Softwarehersteller. Das heißt, wir entwickeln Standardsoftware für Versicherer, auch für Banken, also ein klarer Fokus auf die Finanzdienstleistungsindustrie und begleiten unsere Kunden aber auch dann bei der Transformation. Das mache ich jetzt einige Jahre, macht mir total Spaß. Ich bin ganz konkret verantwortlich für den Servicebereich, also für die Beratung für unsere Versicherungskunden in Europa.

Julius Kretz [00:04:04]:
Super. Spannender Werdegang und tatsächlich sehe ich daher so ein paar Parallelen zu unserem Co-Host hier, dem Alex. Algebraliebe, das, glaube ich, gibt es eher selten. Und KI-Hauptstadt, auch ein spannendes Thema. Ich glaube, da könnten wir einen separaten Podcast zu machen.

Jochen Gärtner [00:04:21]:
Da bin ich mal gespannt, was

Julius Kretz [00:04:23]:
da in Heilbronn passiert. Coole Sache. Jochen, wir wollen dich natürlich auch ein bisschen persönlich besser kennenlernen. Und dazu haben wir das Format der schnellen fünf und ich würde einfach mal rein starten. Du darfst dich gerne positionieren. Lange Anrufe oder kurze Textnachrichten?

Jochen Gärtner [00:04:42]:
Gerne kurze Textnachrichten, bitte keine WhatsApp Sprachnachrichten. Das nimmt so viel Zeit, den Anspruch anzuhören.

Julius Kretz [00:04:49]:
Teilig, teilig. Sehr schön. Überpünktlich oder immer etwas zu spät?

Jochen Gärtner [00:04:55]:
Würde ich sagen, just in time. Also Deadlines werden gerne mal ausgereizt, aber meistens eingehalten.

Julius Kretz [00:05:02]:
Sehr gut. Niemals wieder Schokolade oder nie wieder Kaffee.

Jochen Gärtner [00:05:07]:
Ohne Kaffee geht gar nichts. Den brauche ich.

Julius Kretz [00:05:12]:
Gut. Klassisch Büro oder Homeoffice. Zumindest jetzt sitzt du gerade im Homeoffice, wenn ich das richtig sehe.

Jochen Gärtner [00:05:17]:
Ist richtig. Tatsächlich. Tatsächlich würde ich sagen, beides wichtig. Ich bin super gerne unterwegs und schätze es sehr wichtig, einen auch die Kunden persönlich zu treffen. Gleichzeitig ist es aber auch klasse, hier und da die Flexibilität zu haben, so ein bisschen am Familienalltag teilzunehmen und morgens Pausenbrote zu schmieren. Also bei mir ist es wirklich eine Mischung aus allem. Cool

Julius Kretz [00:05:40]:
und jetzt kommt die letzte Frage, die Königsfrage On-Premise oder Cloud?

Jochen Gärtner [00:05:46]:
Die Reise geht in die Cloud, aber ich betone auch, wir sind aktuell in einer Reise. Das heißt, wir bewegen uns von A nach B und ich glaube, darüber werden wir jetzt ja ein bisschen tiefer sprechen.

Julius Kretz [00:05:58]:
Absolut. Absolute Steilvorlage. Und ich würde jetzt auch direkt ins Thema reingehen. Wie weit ist die Versicherungsbranche deiner Meinung nach bei der Umstellung auf die Cloud? Und geh doch bitte auch kurz darauf ein, wir versuchen das immer so ein bisschen auch edukativ zu gestalten. Ganz kurz, was ist eigentlich die Cloud?

Jochen Gärtner [00:06:16]:
Ja, dann lass mich vielleicht mit dem zweiten Teil beginnen, weil die Frage ist tatsächlich unglaublich vielschichtig und man muss sich einmal klar werden, worüber man eigentlich spricht. Also die Cloud hat einen engen Begriff, eine enge Begriffsdefinition, hat aber, glaube ich, eine viel weitere Bedeutung. Also wenn man eng anfängt, ich glaube, das weiß jeder, dann reden wir in irgendeiner Art und Weise über eine Form der Auslagerung. Natürlich rede ich darüber, dass ich versuche, Infrastruktur zu reduzieren, dass ich versuche, Betrieb von Infrastruktur, von Software auszulagern. Das ist das klassische Infrastruktur Hosting, Infrastructure as a Service. Bedeutet, viele Versicherer gehen ja auch den Weg mit ihren Legacy System in so eine Art Private Cloud, also private Cloud, aber man merkt natürlich, das ist nun nicht der Weg, Komplexität zu reduzieren, eigentlich dynamischer, flexibler zu werden. Deswegen wir als Softwarehersteller, wir haben natürlich eine Strategie in Richtung Software as a Service, was viel mehr bedeutet, als es eine reine Auslagerung. Das bedeutet automatisch eine höhere Standardisierung als Zielen.

Jochen Gärtner [00:07:21]:
Das bedeutet auch Offenheit. Ich glaube, darüber werden wir sicher auch noch sprechen im Bereich Anbindung an ein Ökosystem. Software as a Service. Plattform as a Service würde bedeuten, das gehört auch zur Cloud, dass ich die Cloud als Plattform nutze und neue Technologien schneller nutzbar mache für meine eigene IT als Entwicklungsumgebung. Die Frage ist tatsächlich, was ist die letzte Ausbaustufe von diesem Service-Gedanken und aus meiner Sicht gehört da ganz zentral dazu, dass es darum geht, eine Transformation zu machen von Geschäftsmodellen und dass ich eigentlich nach einem Dienstleister suche, der mir mit der Technologie und mit der Software dahinter hilft, diese Transformation zu gestalten. Also ich habe auch schon oft den Begriff Transformation as a Service verwendet oder gehört. Und das ist ein ganz interessanter Gedanke, weil man dann nicht nur über die Software spricht, über die Lösung und überlegt, was ich mit der mache, sondern eigentlich, was möchte ich mit meinem Geschäft machen? Und was mir dann mein Partner an Lösungen oder an Dienstleistungen bringt, das kann sich auch ändern über die Zeit und ich denke, das ist ein ganz ganz großer Wechsel auch an Paradigmen, wie ich rangehe und wie ich die IT Nutze, ohne jetzt immer nur verhaftet zu sein an speziellen Lösungen. So, die zweite Frage, die du gestellt hast, war, wo stehen die Versicherer heute? Also ich habe vor zehn Jahren mit dem Thema angefangen und Ich habe unglaublich stark wahrgenommen, dass sich die Wahrnehmung der Cloud geändert hat.

Jochen Gärtner [00:08:49]:
Vor zehn Jahren waren Versicherer noch maximal skeptisch bis hin zu, das ist gar nicht realisierbar, allein aus Regulatorik, aus Compliance-Sicht. Stimmt natürlich auch nicht ganz, weil Versicherer haben auch da schon Lieferantenmanagement und solche Themen in der Cloud betrieben. Ich glaube, wenn wir über die Kernanwendung sprechen, also in den Geschäftsprozessen der Versicherungen, sowas wie eine Bestandsverwaltung, Schadenssystem, da haben sich vor 10, 7, 8 Jahren die Versicherer noch enorm schwer getan. Ich habe wahrgenommen, dass das Thema deutlich an Schwung genommen hat, dass regulatorische Themen vielfach gelöst wurden, dass man mit den aufsichtsrechtlichen Themen umgehen kann und mittlerweile sieht man eben sehr vermehrt, dass Versicherer auch Cloud fest verankert haben in ihrer IT-Strategie. Die ersten haben jetzt sogar eine Cloud-First-Strategie. Ja, und ich würde sagen, wir sind auf einem Weg, aber die Richtung ist relativ klar. Die meisten Versicher haben irgendwie schon Cloud in ihrer Landschaft, aber überwiegend natürlich in den Kernanwendungen haben wir auch noch sehr viel mit Legacy zu tun.

Julius Kretz [00:09:53]:
Das ist ein guter Punkt, den du ansprichst. Legacy ist das Thema, das nämlich auch so ein Stück weit war. Das ist so ein bisschen das Kernstück, das Herzstück. Gleichzeitig irgendwo dieser Gedanke, das ist vielleicht auch in die Jahre gekommen, aufgrund der langen Historien, die der ein oder andere Anbieter auch so hat. Was sind aus deiner Sicht die wesentlichen Treiber, die auf die Legacy-Systeme wirken und wie eingangs erwähnt, würde eine Veränderung fordern. Warum brauchen wir das? Bis hin zu, du hast es so schön genannt, Transformation as a Service. Das ist ja auch irgendwie so eine Entwicklung hin. Also was sind die wesentlichen Treiber aus deiner Sicht?

Jochen Gärtner [00:10:35]:
Ja vollkommen richtig. Ich glaube diese Flexibilität ist ein ganz entscheidender Faktor. Wir haben auf der einen Seite Legacy-Systeme, die hoch spezialisiert sind und die sehr passgenau abgestimmt sind auf die Prozesse. Ich meine, das muss uns klar sein, das erleben wir auch immer wieder, wenn wir mit Standardsoftware zu den Kunden kommen, dass wir dann auf bestehende Systeme treffen, die hochfunktional genau das tun, was sie sollen, die aber auf der anderen Seite schwerfällig sind. Also das ist zum einen Flexibilität, zum anderen hat es auch was mit Human Resources zu tun, mit Personal. Wer arbeitet an dem System, wer hat das Know-how und die Fähigkeiten, die noch weiter zu entwickeln? Also die Altersstruktur in den IT-Abteilungen ist, das nehmen wir immer wieder wahr, auch ein enormer Treiber, weil wir da auch mit Technologien arbeiten, die es am Markt auch sehr, sehr schwer zu finden gibt. Das Thema Sicherheit ist für mich tatsächlich ein ganz spannender Punkt, weil ich da wahrnehme, dass da so eine Art Umkehr der Beweislast auch stattfindet. Vor ein paar Jahren hat man gesagt, Cloud ist vielleicht gefühlt schwierig, weil ich bin gar nicht sicher, ob ich da meine Compliance-Anforderungen erfüllt bekomme.

Jochen Gärtner [00:11:45]:
Mittlerweile nehme ich wahr, dass auch das, was die Regulatorik fordert, wir haben nächstes Jahr eine neue Regulatorik mit DORA, dass die Versicherer eigentlich die Cloud als enorme Chance sehen, da mit einem Partner professionell reinzugehen und das Thema Risiko Compliance auch eben professionell anzugehen. Das ist für mich ein ganz, ganz großer Treiber. Und vielleicht der letzte Punkt, den ich noch nennen würde, ist das Thema KI. Wir haben jetzt in den letzten zwei Jahren einen unglaublichen Sprung erlebt in dem Bereich und das ist sehr naheliegend. Das wird auch von den meisten so wahrgenommen, dass so eine KI, also ein großes Sprachmodell, nichts ist, was ich mir leisten kann, das In-House zu entwickeln, zu betreiben, auf dem aktuellen Stand zu halten. Wer sagt mir, was in zwei Jahren das richtige Sprachmodell ist, meine Anforderungen umzusetzen, da muss ich mich flexibel halten, da muss ich auch in der Lage sein, vielleicht die eine Lösung durch eine andere zu tauschen und das sind Dinge, die man sinnvollerweise als Cloud-Services nur nutzbar machen kann.

Julius Kretz [00:12:42]:
Ich finde den Gedanken super spannend, dieses Thema Sicherheit oder verändertes Sicherheitsbewusstsein. Ich musste, als du so erzählt hast, daran denken, ja, wie sind die Wege im digitalen Bereich, wenn ich früher gesagt habe, der Postversand und das, was ich in den Briefkasten schmeiße, ist der einzig sichere Weg, ne? Also hin zu, okay, es gibt irgendwie digitalen Versand und ich stelle mir da aber die Frage, oder ist immer dieses Damoklesschwert, was ist eigentlich mit Datenschutz, wie sicher ist das, wie muss ich das prüfen, wie muss ich in Audits gehen und so weiter. Also im Bilde gesprochen, Ich habe das Audit vom Briefkasten noch nie gesehen. Und dieser Paradigmenwechsel, dieses veränderte Bewusstsein, okay, die Cloud bringt da vielleicht auch eine Chance in diesem Kontext. Gleichzeitig ist es irgendwie immer noch gefühlt an vielen Stellen neu und erst mal dieses, boah, vielleicht ist das irgendwo ein Sicherheitsproblem. Also cooler Gedanke. Ich gebe mal rüber zum Alex.

Alexander Bernert [00:13:39]:
Ja, wir haben ja jetzt, du hast jetzt viel gesagt zu dem Thema, warum man eigentlich in die Cloud gehen sollte. Und hast ja auch gesagt, regulatorisch soll bewältigen die Versicherer die Hürden immer besser. Es gibt ja auch dieses Merkblatt zur Cloud-Nutzung von der Buffen schon seit 2018. Jetzt ist andererseits, wenn man sich auf, wenn man mal 2022 schaut, was war da der GDV IT Benchmark, dann lag der Cloud-Anteil an den IT-Kosten in der Branche immer noch unter 10 Prozent. Vielleicht liegt das ja daran, dass die Cloud so furchtbar günstig ist, aber vielleicht liegt es auch daran, und das sehe ich ja auch bei Versicherern, mit denen ich spreche, dass dann eben doch noch nicht so viel in der Cloud ist. Was hält denn die Versicherer aus deiner Sicht aktuell von der Umstellung auf die Cloud ab?

Jochen Gärtner [00:14:24]:
Ja, das mit den 10 Prozent ist eine interessante Zahl. Ich glaube, dass die auch absolut richtig ist, wenn man über die komplette Landschaften schaut. Und das ist ja auch genau dieser Wechsel im Mindset, über den wir schon gesprochen hatten. Viele Unternehmen, die sehen ja auch die Software letzten Endes noch als eine Art Asset, als etwas was ich besitze, was auch meine IP ausmacht und ich glaube, das ist ein sehr sehr langer Denkprozess auch davon wegzukommen und zu sagen, was ich mir da eigentlich einkaufe, dann sind wir wieder bei der Transformation, ist viel mehr die Geschäftstransformation als die eigentliche Software. Was hält die Unternehmen davon ab? Also es ist natürlich immer eine Frage, wie wird der Handlungsdruck wahrgenommen? Du hattest anfangs, Julius, unser White Paper erwähnt, dass wir einen sehr großen Druck sehen im Bereich Wandel, auch Anschluss an digitale Ökosysteme. Ich muss sagen, aus der Wahrnehmung habe ich das Gefühl, dass gerade die IT-Abteilung das so nicht immer wahrnehmen und dass da auch verstärkt noch mehr aus dem Vertrieb oder letzten Endes aus dem CEO-Bereich diese Themen vorangepuscht werden müssen. Also wenn die IT selbst solche Transformationen steuert, dann ist man häufiger weniger mit Handlungsdruck unterwegs. Ich glaube, das Thema Prüfung, du hattest Bafin angesprochen, VHIT, das ist natürlich ein Prozess, den man gehen muss und der nimmt Zeit in Anspruch und ja, da brauchen wir auch letzten Endes die Anwälte auf beiden Seiten, die einmal über die Vertragswerke schauen.

Jochen Gärtner [00:15:53]:
Ich glaube, da ist eine Hemmschwelle dabei. Was ich sagen kann, ist, wir haben es jetzt mehrfach gemacht und auch die Softwareanbieter lernen dadurch enorm über die letzten Jahre. Das heißt, wir haben das gelöst. Das ist ein lösbares Problem. Es braucht immer einmal den Schritt, das auch in die eigene IT-Strategie zu verankern. Aber wenn man den Weg einmal gegangen ist, dann ist es beim nächsten Mal nur noch halb so schwierig. Ich glaube, die Hürden, die muss man einfach initial einmal überwinden. Und vielleicht noch ein Thema, ist aus meiner Sicht aber keines, was wirklich zutrifft, ist vielleicht die latente Angst, dass ich innerhalb des Versicherers auch Arbeitsplätze gefährde oder ändern muss im Bereich der IT.

Jochen Gärtner [00:16:34]:
Das kann ich aus der Erfahrung zeigen, ist nur dahingehend der Fall, dass sich die Tätigkeiten ändern und dass wir eigentlich die IT in die Lage versetzen an den Themen zu arbeiten, die originär der Wertschöpfungskette der Versicherer dann entsprechend und an der eigenen IP arbeiten, anstatt sich mit Themen wie Betrieb, Infrastruktur auseinanderzusetzen. Aber das Thema ist sicherlich auch im Kopf von den einen oder anderen noch vorhanden.

Alexander Bernert [00:16:58]:
Gibt es denn auch technische Hindernisse? Also ich stelle mir jetzt gerade so eine klassische Legacy-IT mit einem dicken Mainframe und zig UMSystemen, die auf allen möglichen Arten von Plattformen und so weiter laufen. Vor kriege ich das heute alles unproblematisch in die Cloud eigentlich hinein?

Jochen Gärtner [00:17:16]:
Das ist ein super super valider Punkt aus meiner Sicht. Ja, natürlich ist dieser Schritt in die Cloud. Das ist eine Reise. Und wo fängt man an? Fängt man jetzt mit dem größten, sperrigsten Legacy System an? Oder versuche ich vielleicht eher meine Anbindung nach außen anders zu machen? Vielleicht meine bestehenden Lösungen durch eine Cloud-Komponente zu ergänzen. Das setzt aber wiederum voraus, dass ich diese Offenheit habe, dass ich moderne Schnittstellen-Technologien anbinden kann. Ich glaube, in einer anderen Folge hattet ihr über APIs gesprochen, ja über so etwas wie einen Open-Core, dass ich also wirklich in der Lage bin, die Lösung anzubinden und da tue ich mich natürlich schwierig, wenn meine bestehende Technologie das nicht so einfach unterstützt. Und das ist sicherlich eine Herausforderung, die ist lösbar. Es gibt Technologien, auch in der Cloud, die genau dafür gemacht sind, diese Integration sicherzustellen, eine eventbasierte Landschaft sicherzustellen.

Jochen Gärtner [00:18:09]:
Aber das ist natürlich aus IT-Sicht auch Arbeit.

Alexander Bernert [00:18:13]:
Die Hindernisse, die du genannt hast, Wie kriege ich die denn überwunden? Sprich, du sagtest ja, das ist eine Reise für die Versicherer. Fangen die jetzt an? Müssen die erstmal ihre IT-Strategie, Anwendungslandschaft, Architekturstrategie und so weiter ausarbeiten, überarbeiten? Wie gehe ich denn da am besten ran?

Jochen Gärtner [00:18:36]:
Ja, tatsächlich glaube ich, wenn wir mit unseren Kunden sprechen, mit den Partnern, dass diese Reise schon längst begonnen hat und dass sich die Versicherer da auf den Weg begeben haben. Die Erkenntnis, dass ich eigentlich flexibler sein muss in der Integration, dass ich meine Legacy-Systeme mit modernen Technologien anbindbar machen muss, dass ich auch verstärkt auf Standardsoftware setze, das ist aus meiner Sicht schon da. Deswegen würde ich sagen, diesen Weg konsequent weitergehen und dann eben dort, wo es möglich ist und wo ich auch in der Lage bin, neue Software einzusetzen oder Software auszutauschen und auch konsequent den Weg in Richtung Cloud zu gehen.

Alexander Bernert [00:19:13]:
Ja, danke dir. Dann ist natürlich, ja, ich denke, die spannende Frage ist ja dann tatsächlich auch für einen Versicherer, womit fängt er am geschicktesten an? Weil einerseits die, sag ich mal, kundennahen Systeme oder ökosystemnahen Systeme, Da kann ich das natürlich leichter machen. Andererseits die Musik, sowohl bei den IT-Kosten, als auch bei den großen Gefo-Mengen und so weiter, spielt natürlich in den klassischen Verwaltungssystemen, in den Legacy-Systemen. Und da bin ich dann halt gegebenenfalls mal mit einem Mangen in so einem Mainframe drin. Insofern komme ich wahrscheinlich nicht drum rum, dann irgendwann auch mal über die Architektur dieser Systeme nachzudenken. Andererseits muss ich ein Kernsystem ohnehin ab und zu mal ablösen. Und dann mache ich das vielleicht gleich geschickterweise so, dass es Richtung Cloud gehen kann.

Jochen Gärtner [00:20:10]:
Und das ist ein ganz, ganz wichtiger Knackpunkt, den du ansprichst. Wir haben, wenn wir mit Versicherern arbeiten, aus IT- oder Softwareanbietersicht, eine große Herausforderung, und das ist das Thema Versicherungsprodukt. Das macht die Versicherungsbranche aus meiner Sicht schwieriger als vielleicht vergleichbare Branchen, vielleicht sogar auch schwieriger als die Bankingbranche, dass das Versicherungsprodukt bei allen Prozessen immer im Kern steht, aber gleichzeitig sehr spezifisch ist für die jeweilige Sparte. Eine Sachversicherung ist anders als eine Kfz-Versicherung und eine Versicherung in Deutschland ist ganz anders von den Prozessen her, wie wenn wir mit unseren asiatischen Kunden sprechen. Wir müssen es schaffen, mit unseren Lösungen immer bei allen Prozessen das Versicherungsprodukt in die Mitte zu setzen. Und das ist ein Thema, über das wir uns auch bei SAP Firenear enorm Gedanken machen, wie wir das eigentlich schaffen, diese Flexibilität in die Entwicklung der Produkte zu bringen. Und ihr hattet vor einigen Folgen über das Thema Embedded Insurance gesprochen. Da geht es ja auch darum, dass ich nicht nur in der Lage bin, meine Produkte digital zu vertreiben über Vertriebskanäle, die gar nicht originär Versicherung sind, sondern da geht es ja auch darum, dass ich ganz passgenaue Angebote zusammenbauen kann.

Jochen Gärtner [00:21:22]:
Und das ist ein Thema, das kann so gelöst werden, dass ich sage, mein Legacy-System, das hat ein generisches Produktmodell, was so weit flexibel und offen ist, dass ich es dann in einer Zusatzschicht ausprägen kann und dann eben in verschiedene Kanäle anbieten kann. Also ein Zusammenspiel zwischen Legacy und Cloud ist da ein wunderbarer Treiber und Katalysator, dass ich eben auch solche Ökosysteme für mich nutzbar mache. Wir glauben da fest daran, dass die Versicherer den Bedarf in den nächsten Jahren hier sehr stark erkennen werden und dann auch in diese Richtung gehen werden.

Alexander Bernert [00:21:55]:
Spannend.

Julius Kretz [00:21:57]:
Wenn wir nochmal so ein bisschen auf die Vorteile gucken der Cloud, speziell für Versicherer. Ich meine, ihr begleitet da Projekte, ihr begleitet Companies auf dem Weg dorthin. Ich habe verstanden, es hilft vielleicht auch manchmal so ein bisschen der iterative Ansatz, also zu sagen, ich habe vielleicht das Big Picture, da wollen wir hin, aber wir fangen jetzt mal mit einem kleinen Teil an. Wo siehst du denn konkret Beispiele oder hast du vielleicht konkrete Beispiele, wo diese Vorteilsdiskussion nochmal deutlich wird, der Cloud?

Jochen Gärtner [00:22:27]:
Also das Beispiel, was ich eben genannt hatte, ist aus meiner Sicht ein sehr, sehr, sehr zentrales. Dieses Schaffen der Flexibilität in der Weiterentwicklung der eigenen Produkte. Wir sind sehr eng im Austausch, natürlich auch im Bereich der Automatisierung, also das heißt Automatisierung von Schadensprozessen. Wir sehen, wie die Versicherer gerade im im SHU-Bereich unter einem enormen Kostendruck aktuell liegen. Wir haben Großwetterereignisse, die im Grunde eine komplette Geschäftsbilanz in Gefahr bringen können und können dadurch eigentlich nur dagegen agieren, indem wir die Effizienzautomatisierungsquoten beispielsweise in den Schadensprozessen erhöhen. Und das ist ein Teil sicherlich, der durch Cloudlösungen, auch durch KI-gestützte Prozesse enorm an Fahrt gewinnen kann.

Julius Kretz [00:23:15]:
Ja, absolut. Ich glaube, du hast es genannt, es ist dieses AAPI-Fähigkeit, es ist das Thema Flexibilität und Geschwindigkeit, also nach außen andocken können, auch im Sinne von Embedded Insurance. Und ja, das Thema Effizienz in internen Prozessen, das ist auch ein ganz wesentlicher Vorteil, der daraus generiert werden kann. Die Frage ist immer nur, welchen Weg wähle ich? Und da nehme ich am Markt durchaus die Diskussion auch wahr, ja, muss man das unbedingt in der Cloud machen so, oder kommt man auch anders zum Ziel. Aber ich glaube, ihr habt da eine ganz, ganz coole Toolbox an der Rampe, mit dem, das klingt zumindest so, man diese Ziele erreichen kann. Vielleicht gucken wir noch mal ein bisschen tiefer so auf das Thema Daten und Cloud und auch das Thema KI. Welche Rolle spielt die Cloud für dich im Kontext dieser Datennutzung und der KI und welche Chancen siehst du, wenn man da jetzt konkret reingeht?

Jochen Gärtner [00:24:19]:
Das Thema Daten, glaube ich, wissen wir alle, ist ein unglaublich zentrales Thema, wenn die Versicherer den Anspruch verfolgen, den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen, auf der einen Seite und auf der anderen Seite in Ökosystemen zu agieren, die auch über die klassischen Vertriebskanäle beispielsweise hinausgehen. Das Thema Embedded Insurance hat man schon angesprochen. Viele Versicherer arbeiten an ihren Geschäftsmodellen und sehen sich als Dienstleister auch weit, weit aus mehr aufgestellt, jetzt als nur den Risikoträger darzustellen. Da sind Themen wie Vorsorge beispielsweise oder auch sonstige zusätzliche Dienstleistungen, die in Zukunft einfach an Bedeutung gewinnen werden. Alles das geht nur über Daten. Das ist zum einen natürlich die Datenqualität und die 360 Grad Sicht auf das, was ich in meinen eigenen Kunden-Datenhaushalten habe. Das ist aber auf der anderen Seite natürlich auch die Anbindbarkeit an externe Quellen und an externe Partner, die mir da auf der Reise unterstützen. Und das aus unserer Sicht von der Anbindbarkeit her, da ist Cloud ein enormer oder eigentlich der zentrale Treiber dafür.

Jochen Gärtner [00:25:28]:
Und die Ergänzung, die jetzt natürlich über die KI kommt, Wir erleben jetzt unglaubliches Wachstum an den Möglichkeiten mit großen Sprachmodellen, sowohl für mich intern, für meine Prozesse als Unterstützung, aber auch eben was die Integration in die Außenwelt angeht. Ja, also auch da hat man anfangs gesagt, das ist nichts, was ich bei mir intern oder in-house betreiben möchte, sondern da möchte ich eigentlich flexibel sein und möchte mir das beste Modell auspicken, was gerade jetzt für diesen Use-Case dann eben auch das tut, was ich erwarte.

Julius Kretz [00:26:00]:
Das heißt, wenn ich noch nicht gestartet habe, würdest du sagen, es ist ein guter Weg zu sagen, gerade in der Cloud-Diskussion, da gehe ich jetzt einen Schritt in die Cloud. Das könnte so der erste Schritt dorthin sein oder siehst du einen anderen Case, wo du sagst, damit lass mal anfangen?

Jochen Gärtner [00:26:16]:
Also ich sehe es als ein total valider Case natürlich mit dieser klassischen Auslagerung zu starten und auch zu sagen, ich gehe jetzt erstmal in Infrastrukturbetrieb, aber das was du eben meintest, dass ich wirklich konkret an einem Use Case versuche, mein Ökosystem aufzubauen. Das könnte ein Kfz-Versicherer sein, der mit Partnern, mit OEMs zusammenarbeitet, den Vertrieb neu aufzustellen und dann konkret sagt, ich nehme jetzt die Cloud als Plattform oder als Vehikel, diese Anbindung zu schaffen, neue Kanäle aufzubauen und die dann eben auch operativ anzubinden. Das ist der andere Weg. Und aus meiner Sicht das einzige, was man nicht tun sollte, ist zu verharren und nichts zu tun und eben lediglich mit den bestehenden Anwendungen versucht, halbwegs über Wasser zu bleiben. Da wird es in den nächsten Jahren dann einfach eng auch die Marktanteile gehen.

Alexander Bernert [00:27:07]:
Stichwort Marktanteile und Wirtschaftlichkeit. Im Grunde, so habe ich das jetzt verstanden, gibt es eigentlich grob drei Cluster für die Nutzung der Cloud. Das eine ist als Infrastrukturauslagerung von bestehenden Applikationen, gegebenenfalls nach einem architektonischen Refactoring. Das ist das eine. Das zweite ist, es ermöglicht mir Zugriff, insbesondere im KI-Kontext auf Services, die ich eigentlich gar nicht selbst hinstellen kann. Also schon alleine ein Lama 3.1 Modell muss ich ja irgendwo laufen lassen und das werde ich ja nicht auf irgendwelchen lokalen Servern sozusagen machen, sondern das ist dann zumindest mal eine Private Cloud, von mir aus in Bedrock oder so. Und dann der dritte Punkt, das hast du angesprochen, nämlich diese Offenheit, die Vernetzung mit anderen. Und du hattest ja auch von Geschäftsmodell- transformation gesprochen.

Alexander Bernert [00:28:02]:
Insofern, das hat natürlich aus meiner Sicht den größten Impact darauf, wie ich als Versicherer ein Geschäft betreiben kann. Insofern die Frage dieser Einführung dieser offenen Technologien, Schnittstellen etc., die ich durch die Cloud tun kann. Warum ist das aus seiner Sicht für die Versicherungsbranche so wichtig und welche Faktoren siehst du da aus einer Geschäftssicht, die das vorantreiben? Die anderen Themen sind ja zum Teil Kostenthemen, aber das geht ja, glaube ich, in eine andere Richtung, oder?

Jochen Gärtner [00:28:33]:
Die Gleichung hat zwei Seiten. Genau, die eine Seite ist die Kostenseite. Wir sind natürlich überzeugt und haben auch das Interesse daran, dass eine Transformation auch immer ein Business Case haben muss. Ich kann eine solche Transformation dann anstoßen und auch verkaufen, letzten Endes, wenn ich einen messbaren Business Case habe oder wenn ich die Cost of Ownership reduzieren kann von meiner Anwendung. Das Thema, wie entwickelt sich der Markt, wie entwickelt sich der Vertrieb, Da gibt es Studien, ich glaube, Julius, du hattest es eingangs auch erwähnt, wie wir erwarten, wie in den nächsten Jahren die Marktanteile über diese Vertriebskanäle nach oben gehen. Jetzt sind wir in Deutschland. Meine persönliche Wahrnehmung ist, dass in Deutschland der Vertrieb immer noch enorm, also der klassische Vertrieb, Maklervertrieb, Ausschließlichkeitsvertrieb, immer noch einen enormen Stellenwert hat und auch zu Recht hat, auch die persönliche Beratung einen sehr großen Stellenwert genießt. Das heißt, ich erwarte da einfach eine Dualität in den nächsten Jahren, aber die Waage wird deutlich mehr ausschlagen in diese digitalen Vertriebskanäle und ich bin sicher, das ist jetzt auch nicht für jede Sparte gleich, aber für gewisse Sparten werden die Versicherer, die dort nicht mitspielen, auch Marktanteile verlieren.

Jochen Gärtner [00:29:45]:
Und da sehen wir die Cloud als alternativlos, dort eben auch flexibel zu sein, schnell zu sein, neue Produkte schnell an den Markt zu bringen, auch neue Technologien schneller nutzbar zu machen.

Alexander Bernert [00:29:58]:
Ja, dann Stichwort Perspektive. Schauen wir doch mal zehn Jahre in die Zukunft, Jahr 2034. Welche Rolle würden dann die Cloud und Open Technology spielen aus seiner Sicht in der Versicherungsbranche? Gibt es dann überhaupt noch Versichere, die das gar nicht nutzen oder so gut wie gar nicht nutzen? Oder ist das eigentlich dann überall die Regel? Wie schätzt du die Situation ein? Versicherer bewegen sich ja manchmal sehr langsam, so ein bisschen wie Öltanker, aber wenn sie dann in Fahrt kommen, dann geht's doch alles.

Jochen Gärtner [00:30:25]:
Das ist vollkommen richtig. Zehn Jahre sind in der IT eine enorm lange Zeit. Wenn man aber eine Projektdauer ansieht, die jetzt beispielsweise zum Ziel hat, ein Legacy-System abzulösen, dann ist es auch gar nicht so lange, weil es einfach auch enorm viel Arbeit ist. Also ich sehe uns tatsächlich auch in zehn Jahren noch auf der Reise. Aber du hattest gesagt, heute macht die Cloud zehn Prozent des IT-Shares aus. Diese Zahl wird hochgehen. Ich glaube, es gibt auch eine andere Zahl von heute, dass 60% der Versicherer schon irgendwo Cloud einsetzen. Diese Zahl wird bei 100% sein, weil die Versicherer, die in zehn Jahren nach wie vor alles selber betreiben, die werden es am Markt enorm enorm schwer haben.

Jochen Gärtner [00:31:03]:
Also ich sehe uns auch in zehn Jahren ganz klar auf einer Reise, wo deutlich mehr auch an Geschäftslogik in Cloud passiert und wo Versicherer die Chancen sehen, dort ihre Geschäftsmodelle wirklich digital voranzutreiben. Ich glaube aber auch, dass wir, die sich mit dem Thema beschäftigen, auch in zehn Jahren noch genug Arbeit haben, Transformationsprojekte anzugehen. Dafür ist die Zeitspanne dann doch zu kurz. Und vielleicht gibt es eine KI, die

Alexander Bernert [00:31:34]:
uns diese Arbeit abnimmt und

Jochen Gärtner [00:31:35]:
aus dem Mainframe automatisch eine cloud-native Anwendung macht. Das könnte passieren, aber die habe ich aktuell noch nicht gesehen.

Julius Kretz [00:31:43]:
Das wäre traumhaft. Sag mir Bescheid, wenn es

Jochen Gärtner [00:31:46]:
das geht oder

Julius Kretz [00:31:46]:
das hier über den Weg läuft. Das wäre ja großartig. Cool. Ich tatsächlich habe ich viel gelernt und viele Perspektiven auch mitgenommen. Vielleicht Zum Abschluss noch zwei Fragen. Das eine ist, wo siehst du regulatorisch vielleicht auch Treiber, die das Ganze befeuern, also den Umstieg in die Cloud? Du hast so ein paar Beispiele genannt, also Compliance Hürden zu nehmen. In der Cloud ist es dann vielleicht sogar einfacher wie Status Quo heute irgendwo auf dem Mainframe. Siehst du weitere Themen, die sich da regulatorisch bewegen? Vielleicht starten wir mit der Frage.

Julius Kretz [00:32:25]:
Oder die das treiben könnten?

Jochen Gärtner [00:32:28]:
Ja, wir stehen mit 2025 vor der Einführung von DORA, was eine enorme Erweiterung ist der Regulatorik und auch eine absolut notwendige Erweiterung. Also diese digitale Resilienz, einfach die Gewährleistung der Sicherheit wird immer immer zunehmen und wir haben Aus meiner Sicht wirklich diesen Switch, dass die Versicherer erkennen, es ist einfacher, das mit einer Auslagerung zu gewährleisten, wo meine komplette Infrastruktur auf einer gesicherten Umgebung ist. Wir müssen uns natürlich mit Themen wie EU-Access auseinandersetzen, aber diese Themen sehe ich als gelöst an. Wir haben ein bisschen die Herausforderung, dass die Bafin mit der VAIT an der einen oder anderen Stelle Interpretationsspielraum lässt, ein bisschen schwammig ist. Das ist aber auch bewusst. Das heißt, wir müssen das in den IT-Strategien fest verankern Und ich sehe dann ganz klar, dass diese Cloud-first-Strategien die Mehrheit sein werden in den nächsten Jahren und dass wir dann diese regulatorischen Themen auch eher als einen Nutzen sehen als jetzt als Herausforderung.

Julius Kretz [00:33:30]:
Finde ich einen schönen Gedanken. Da läufst du bei mir offene Türen ein. Dafür werbe ich an einem anderen Hobby für, das das Thema Regulatorik auch Chancen haben kann. Und du hast das schön dargestellt. Ich glaube, bei den Alex, du hast das so schön zusammengefasst, diese drei Ebenen Infrastruktur und Zugriff, KI-Services und das Thema Offenheit oder Konnektivität. Ich glaube gerade im Bereich Konnektivität mit dem Thema Datenöffnung, nicht nur aus dem Kundenwunsch, aus dem Sinne von Plattform, Ökonomie und Lebenswelten, sondern eben auch getrieben durch die EU mit einem FIDA, Framework for Financial Data Access, wird der Faktor, glaube ich, extrem zunehmen. Wir werden da in der Branche viel Veränderungen sehen. Und ich glaube, da kann die Cloud, wenn ich das so wahrnehme, wirklich gut helfen.

Julius Kretz [00:34:18]:
Vielleicht die Abschlussfrage. Wenn du jetzt mit einem Versicherer sprichst und einem Vorstand sprichst und die sind noch ganz am Anfang ihrer Cloud-Reise und machen sich quasi auf den Weg, was würdest du an Empfehlungen mitgeben?

Jochen Gärtner [00:34:35]:
Tatsächlich, wenn jemand am Anfang steht, würde ich sagen, wir fangen mit einem überschaubaren Thema an und wir fangen mit einem Thema an, was uns wirklich einen sichtbaren Mehrwert generiert. Das könnte sowas sein wie die Erschließung eines digitalen Vertriebskanals beispielsweise. Natürlich macht es Sinn das so anzugehen, dass ich mit etwas Fassbarem beginne. Die zweite Empfehlung wäre die Mitarbeiter mitzunehmen, also wirklich auch gezielt auf die Chancen einzugehen, gezielt die Strategie zu erläutern und auch gezielt letzten Endes diese Ängste abbauen, die vielleicht damit verbunden sind, es ändert sich jetzt etwas und letzten Endes hat es auch einen riesen Einfluss auf die Jobs, das wäre die zweite Empfehlung. Und die dritte wäre ganz einfach, also kein Stillstand, weil Stillstand ist in diesem Fall wirklich längerfristig das Todesurteil für meinen Vertrieb.

Julius Kretz [00:35:30]:
Sehr gut, vielen Dank. Cloud Power, ich hoffe die Power ist auch bei euch da draußen angekommen zu unserem heutigen Thema und wir haben viel über Transformation gehört, über Veränderung, was da in den nächsten Jahren, in den nächsten zehn Jahren passiert und ja wie immer die Frage zum Abschluss an dich Jochen, wenn sich jemand hier von unseren Zuhörern und Zuhörern gerne mit dir dazu austauschen möchte, wo findet man dich denn am besten?

Jochen Gärtner [00:35:58]:
Also man findet mich natürlich draußen, Ich bin auch gerne unterwegs mit unseren Kunden, hatte ich gesagt, und bin auch bei der einen oder anderen Veranstaltung dabei. Jetzt im November bei den Versicherungsforen in Leipzig beispielsweise. Aber wer mich direkt und schnell kontaktieren möchte, sucht mich einfach auf LinkedIn. Da werdet ihr mich finden und freue mich über jede Nachricht und bin gern bereit mal zu telefonieren oder sich persönlich zu treffen, würde mich freuen.

Julius Kretz [00:36:24]:
Super, happy connecting, vielen Dank Jochen und wie immer für euch da draußen, wenn euch der Podcast gefallen hat, lasst uns gerne eine Bewertung da und abonniert den Entrance Monday Podcast. Vielen Dank.

Alexander Bernert [00:36:45]:
Untertitel von Stephanie Geiges

People on this episode